Die meisten Immobilien werden über eine Finanzierung erworben. Wer den richtigen Zeitpunkt für einen Immobilienkauf abwartet, der wird auch ein Auge auf den Zinssatz halten. Dieser spielt dabei nämlich eine erhebliche Rolle. In den letzten Jahren war er sehr niedrig, doch die aktuelle Entwicklung zeigt eine Steigung. Wir zeigen Ihnen, wie Experten die Prognosen einschätzen.
In den letzten Jahren lag der Zinssatz so niedrig wie seit 40 Jahren nicht mehr. Auch deshalb brach in Deutschland der Immobilien-Boom aus: Baufinanzierungen und Immobiliendarlehen waren so günstig wie nie zu bekommen.
In den 1990er-Jahren mussten Immobilienkäufer mit etwa 10 % Zinsen für ihre Immobilienfinanzierung rechnen. Mitte der 2000er-Jahre waren es noch immer 4 bis 5 %. Im Dezember 2021 lag der Zinssatz bei rund 1 % – ein absolutes Rekordtief.
Für das Jahr 2022 erwarten Experten nun eine andere Entwicklung. Im März und April 2022 war bereits ein Anstieg um etwa 1 - 1,5 Prozentpunkte zu sehen. Die treibende Kraft dahinter ist die steigende Inflation, die im April 2022 auf satte 7,4 % kletterte. Auch der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen: Die Renditen der Staatsanleihen kamen gefährlich nah ans Minus heran. Das schränkt die Europäische Zentralbank stark in ihrem Handlungsspielraum ein.
Aufgrund dessen halten Experten es für wahrscheinlich, dass die steigende Zinsentwicklung weiter anhalten wird. Allerdings wird sie nicht stetig steil in die Höhe schießen, sondern sich über mehrere Monate langsam entwickeln. Michael Neumann, Zinsexperte und Vorstandsvorsitzender des Finanzierungsunternehmens Dr. Klein, prognostiziert für 2022: „Die Bauzinsen werden sich weiterhin seitwärts auf niedrigem Niveau bewegen – mit leichter Aufwärtstendenz.“
Steigende Inflation, sinkende Reallöhne und ein Anstieg beim Zinssatz: Viele Interessenten bekommen bei der aktuellen Entwicklung einen Kloß im Hals. Trotzdem raten wir dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren und keine voreiligen Entscheidungen zu treffen.
Ja, der Zinssatz wird laut vieler Experten kurzfristig ansteigen. Trotzdem ist er im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten weiterhin äußerst niedrig. Zudem erwarten Experten einen sanften Anstieg, der auf lange Sicht sogar wieder abflachen könnte.
Treffen Sie daher keine übereilten Entscheidungen. Sicher ist es sinnvoll, die Zinsentwicklung im Auge zu behalten. Doch der aktuelle Marktzins ist nur ein Punkt, der beim Zinssatz des Immobiliendarlehens eine Rolle spielt.
Banken achten auch auf weitere Faktoren, die das Angebot positiv oder negativ beeinflussen können. Dazu zählen beispielsweise die Bonität, das Eigenkapital, die Höhe des Darlehens und der Tilgung oder wie hoch und sicher Ihr Einkommen ist. Die Situation jedes Käufers sollte daher individuell betrachtet werden. Eine unabhängige Finanzberatung ist somit das A und O.
Fazit: Wer in naher Zukunft kaufen kann, sollte Gebrauch von den aktuellen Niedrigzinsen machen. Trotzdem ist es nicht ratsam, eine überstürzte Entscheidung zu treffen. Sprechen Sie am besten mit einem Finanzberater und ziehen Sie alle Optionen in Betracht. So finden Sie die für Sie richtige Lösung.